Das Stadtradeln in Garbsen lebt wieder auf.
Ist das traditionelle Büttner-Radeln passé?
Letztes Jahr glaubte ich etwas verpasst zu haben, das traditionelle Büttner-Radeln, dass durch Bürgermeister Grahl seine Fortsetzung erlebte. Nein es war Corona, dass diese Veranstaltung ausbootete.
Doch dieses Jahr und mit dem neuen Bürgermeister Kandidaten Björn Tegtmeier findet die Erkundung von „Geheimnissen“ und Neuerungen in den Ortsteilen von Garbsen seine Fortsetzung. Achtzig stramme Radlerbeine folgten dem Aufruf vom Team Björn, etwas weniger als die Jahre zuvor.
Das Wetter sorgt für gute Laune und Erkundungswillen. Frau Tegtmeier kümmert sich Corona bedingt um die Erfassung aller Teilnehmerdaten und dann geht es „maskiert“ los.
Neu ist in diesem Jahr und bedingt durch die Pandemie, dass wir uns nicht zu nahekommen sollten und wenn doch, dann nur mit Maske!
Es geht vom Rathausplatz gen Westen, denn da gibt es was Neues.
Am Verteilerzentrum von Amazon und an der Windhundrennbahn vorbei geht es rechts in ein braches Feld.
Hier erwartet uns bereits Thomas Balke, Landwirt ohne Viehbestand, der ein Feld planiert hat, um Grünschnitt in Kooperation mit aha ab 03.Juli anzunehmen.
Es gibt immer weniger Annahmestellen und so sollen entsprechende Annahmeplätze an zentralen Stellen eingerichtet werden.
Die benötigte Fläche sollte nicht kleiner als 1,5 ha (10.500 qm) sein und aus verkehrstechnischen Gründen eine Umfahrt haben, so dass sich ankommende und abfahrende Fahrzeuge nicht kreuzen oder behindern.
Ein normales Fußballfeld hat eine Größe von 7.140 qm und würde locker da rein passen.
Für Landwirt Walke ist das zunächst eine Investition, die sich hoffentlich in den nächsten Jahren auszahlen wird. „Reich wird man davon nicht“, betont er.
Wenn man den Blick nach oben, gen Himmel lenkt, fallen einem ein Sendemast für den Mobilfunkt, 5 G auf und eine Starkstromleitung.
Hier auf der Freifläche soll der Südlink kreuzen und würde zunächst einen Einschnitt in das Vorhaben bedeuten. Ein Graben von 20 m Breite und 2 M Tiefe ist für die Verlegung des Erdkabels notwendig, wobei der Aushub bei Verfüllung dem strukturellen Bodenaufbau wieder annähernd angepasst werden sollte.
Ungewiss ist noch, wie sich die Erderwärmung durch das Elektrokabel für der Boden auswirken wird.
Interessante Erläuterungen, aber Herr Walke muss weg, der Grasschnitt fürs Heu ist in vollem Gange.
Auch wir fahren auf geheimnisvollen Wegen in nördliche Richtung weiter, erreichen Horst von Süden her und fahren an der Horster Mühle vorbei. Die netten Häuschen, die hier stehen, liegen ruhig und verträumt im Grünen. Es geht per lockerem Tritt in die Pedale weiter nach Meyenfeld wo wir die B 6 in Richtung Osterwald Unterende kreuzen.
Hier entwickelt sich ein Gewerbegebiet mit wirklich großen Hallen. Einige davon gehören zum Logistikunternehmen Haase Hausgerätelogistik. Herr Haase gibt uns ein paar Zahlen und Fakten zu seinem Unternehmen preis, das sich in den letzten Jahren auch stark verändert hat.
Er unterhält z. B. keinen eigenen Fuhrpark mehr und organisiert von hier, natürlich per Computer, die Verteilung der hier lagernden Materialien, die sich turmhoch in der Halle stapeln. Gigantisch!
10 -15 LKW übernehmen täglich den Transport zu den Großabnehmern. Der Englandverkehr wird nach dem Brexit von hier aus nicht bedient.
Einer der großen Partner ist Haier (Elektrogeräte) mit ca. 70% Anteil und kommt aus Fernost, der Rest kommt von Herstellern aus Polen.
Die Ware wird in „weiße Verpackung“ und braune Kartons eingeteilt. Weiß steht für Kochen, braune Verpackung steht für: „Kühlen, Spülen, Waschen, Trocknen und kommt aus China. - Circa 550 000! Geräte werden hier in 2 Monaten im Durchschnitt umgeschlagen und haben einen Warenwert von 9 bis 10 Millionen €uro.
Alle Geräte haben einen internationalen EAN-Code und sind mit der Seriennummer verknüpft. So ist eine Nachverfolgbarkeit im Schadens- oder Garantiefall per IT gut nachzuvollziehen.
63 Beschäftigte sorgen für einen reibungslosen Ablauf, denn die Transportplanung findet kurzfristig, erst einen Tag vor dem Transport statt. Eine enorme Leistung!
Wirklich beeindruckend.
Herr Haase und Herr Tegtmeier entlassen uns nicht vom Hof, bevor wir uns nicht mit einem Getränk und kleinem, süßen Snack gestärkt haben.
Wer hier selten mit dem Fahrrad fährt wird erstaunt sein wie viele „Feld- bzw. Radwege es zwischen den Ortschaften gibt.
Einer davon führt uns zu unserem vorletzten Ziel, dem neben dem Hotel zur Hahnenmühle liegenden „Hofladen“, dessen Betreiber sich um benachteiligte Jugendliche kümmern.
Vier Pädagogen kümmern sich in einer 1:1 Betreuung um deren Psyche. So kümmern sich Fr. Sellmann und Hr. Eggersdorfer, um nur 2 Pädagogen zu nennen, im Unterricht über aktuelle praxisnahe Themen sowie Berufswegeplanung und loten die Schnittmengen mit ihren Schülern aus.
Die Jugendlichen werden in der Jugendwerkstatt auch in Garten- und Landschaftsbau ausgebildet und übernehmen gern die Pflege Ihres Anwesens. –
Gut zu Wissen und unterstützungswürdig.
Wir bekommen eine Kostprobe von ihrem Können in Form einer leckeren „Keks-Tüte“, denn auch Backen gehört zum Ausbildungsprogramm.
Sichtlich beeindruckt verlassen wir den Hofladen, die Jugend-Werkstatt mit den angebotenen Leistungen und fahren zum nächsten und letzten Ziel.
Hier soll noch eine kleine Überraschung auf uns warten.
In den Rathausterrassen, deren Gastronomiebetrieb wieder geöffnet hat, warten schon Herr Büttner, der Namensgeber der Radtour und der Bundestagsabgeordnete Dr. Hendrik Hoppenstedt, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, auf uns.
Für die Sicherheit auf der Tour und beim Überqueren der Straßen sorgte wie in den Jahren zuvor der ADFC.
Die Radtour war etwas für Jung und Alt, nicht anstrengend und fand mit einem geselligen Beisammensein bei kühlen Getränken und einem langen schmerzlich vermissten Imbiss seinen krönenden Abschluss.