Jedes Jahr erkranken etwa 11 000 Menschen an Leukämie – allein in Deutschland. Manchmal ist es ein Freund, ein Kollege oder die Mutter einer Bekannten. Manchmal trifft es aber auch ein Kind, so wie jetzt in Urmitz am Rhein. Eltern und Freunde eines kleinen Mädchen wissen: Das Kind braucht dringend einen passenden Stammzellspender – sonst besteht keine Chance auf Heilung. Deshalb organisieren sie in Zusammenarbeit mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, am Freitag, 24. Juli, 16 bis 20 Uhr eine Typisierungsaktion in der Peter-Häring-Halle, Kaltenengerser Str. 5. Das Motto: „Ihr Typ kann Leben retten!“
Die Diagnose Leukämie stellt das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen auf den Kopf: Wenn Chemotherapie und Bestrahlung nicht helfen, ist eine Stammzelltransplantation die einzige Möglichkeit. Das funktioniert jedoch nur, wenn sich gesunde Spender zur Verfügung stellen. In Spenderdateien - wie der weltweit vernetzten Stefan-Morsch-Stiftung - sind derzeit 25 Millionen Menschen registriert, nichtsdestotrotz ist es oft noch ein Glücksfall, wenn sich ein passender Spender findet.
Ortsbürgermeister Norbert Bahl unterstützt die Typisierungsaktion in Urmitz: „Für das Mädchen und seine Familie hat ein Wettlauf mit der Zeit begonnen. Sie braucht ganz schnell einen „Typen“ - einen Menschen, der die gleichen genetischen Merkmale besitzt. Die Suche in den Stammzellspenderdateien weltweit läuft. Aber die Hände in den Schoß legen und warten, das will hier keiner.“ So hat sich ein Helferkreis gebildet, der die Aktion in Urmitz vorbereitet: „Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, dass einem an Leukämie erkrankten Menschen mit Blutkrebs geholfen werden kann.“
Eine Typisierung ist einfach: Sie sind gesund und volljährig? Wenn Sie nicht älter als 40 Jahre sind, können Sie kostenlos typisiert werden. Jugendliche können sich ab 16 Jahren mit dem schriftlichen Einverständnis der Eltern ebenfalls als Stammzellspender registrieren lassen. Allerdings gibt es wichtige Ausschlusskriterien über die man sich im Vorfeld informieren sollte. Dazu gehören bestimmte schwere Erkrankungen und die Zahl der Schwangerschaften. Denn Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften werden nur sehr selten als Stammzellspender ausgewählt. 2014 waren es nur 1,2 Prozent der Spenderinnen. Der Grund: Im Rahmen von Schwangerschaften bilden Frauen Antikörper, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können.
Auch Menschen, die älter sind als 40 Jahre, werden seltener als Stammzellspender ausgewählt. Dazu die Stefan-Morsch-Stiftung: „Da wir die Ersttypisierung aus Spendengeldern finanzieren, müssen wir dieses Geld verantwortungsvoll einsetzen. Deshalb bitten wir diesen Personenkreis, wenn er sich trotzdem typisieren lassen will, um einen Beitrag in Höhe von 50 Euro zu den Typisierungskosten.“
Weitere Ausschlusskriterien lassen sich auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Informieren kann man sich auch über die gebührenfreie Hotline 08 00 - 766 77 24.
Spendenkonto Kennwort: Typ Ö Kreissparkasse Birkenfeld IBAN: DE35 5625 0030 0000 0797 90 BIC: BILADE55XXX
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Wie funktioniert eine Stammzellspende?
Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.
Ist eine Online-Registrierung möglich?
Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Über den Online-Registrierungsbutton auf der Startseite kommt man zur Einverständniserklärung. Dort müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantwortet werden, deshalb sollte die PDF „Wie werde ich Spender?“ vorab genau gelesen werden. Nach dem Ausfüllen der Einverständniserklärung bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für Spender, die jünger als 40 Jahre sind, entstehen dabei keine Kosten.
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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