Drama nach Flaubert – mit Lisa Wildmann
Regie: Silvia Armbruster, Theater Wahlverwandte
Im April stand nach der phänomenalen „Päpstin“ mit der umjubelten „Marquise von O.“ die 2. Sternstunde des Theaters der Saison 2015/16 an. Beide jungen Ensembles eroberten in Neusäß auf Anhieb die Gunst von Publikum wie Presse. Silvia Armbruster, seit 2015 Intendantin in Kempten, verpasste Kleists so berühmter wie rätselhaft dunkler Novelle „eine grandiose Bühnenadaption“(AZ). Das „ebenfalls grandiose Ensemble“ des Theaters Wahlverwandte verlieh u.a. mit Gesangs- und Tanzeinlagen dem Stück ungeahnten Schwung und Heiterkeit, nicht als reinen Selbstzweck, sondern um den rätselhaften Sinneswandel der Marquise hin zum Happy End nach ihrem Emanzipationsprozess nachvollziehbar zu machen. Das war großes Theater, das statt auf technischen Aufwand auf ursprüngliche Mittel des Theaters setzt.
Daher darf man nun gespannt sein, wie die Truppe Flauberts berühmtesten Roman - einen Wegbereiter der Moderne von Form wie Inhalt her - auf die Bühne bringt, Leben einhaucht. Flaubert schuf mit Madame Bovary eine der bekanntesten Frauenfiguren der Weltliteratur - in ihrer Ambivalenz eine ideale Rolle für eine außergewöhnliche, wandlungsfähige Mimin wie Lisa Wildmann. Das Schicksal der leidenschaftlichen Traumtänzerin, die aus der Öde der Provinz in skandalöse Amouren und Groschenromane flüchtet und scheitert, ist wie geschaffen für den genial sinnlich dramatischen Zugriff Silvia Armbrusters auf Klassiker. Das Feuer der Leidenschaft wirkte 1857 so anstößig, dass man Flaubert wegen „Verletzung der öffentlichen Moral“ anklagte.
Bürgerreporter:in:Kulturbüro Neusäß aus Neusäß |
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