In zwei Tagen ist es so weit: Markuspassion von Bach in der Herrenhäuser Kirche: 13.3.2010 um 19 Uhr.
Es singt die Herrenhäuser Kantorei und musiziert die Camerata Instrumentale Hannover unter Leitung von Martin Ehlbeck.
Karten gibt es im Vorverkauf, über Karten-Hotline 0171/1989829 oder an der Abendkasse;
Preise zwischen 13 und 21 ¬, ermäßigt 10-13 ¬.
Am Montag, dem 8.3.2010 gab es eine Einführung ins Werk. Eine Kurzfassung von Martin Ehlbeck im folgenden:
Die Markus-Passion erzählt die Geschichte von Jesus, angefangen mit seiner Gefangennahme über seine Verurteilung, Kreuzigung bis zu seinem Tod und zu seiner Grablegung.
Johann Sebastian Bachs Markus-Passion (1731) ist nur zum Teil überliefert, zu einem kleinen Teil ist sie verloren gegangen. Die großen Chorstücke am Anfang und Ende des Werkes, die 6 Arien und 14 Choräle sind überliefert. Damit sind die prägenden Musikstücke der Markus-Passion vorhanden. Bachs Vertonung des Bibeltextes vom Johannesevangelium (Rezitative und dramatische Chöre) liegt dagegen nicht mehr vor. Diese Stücke werden in einer rekonstruierten Form aufgeführt.
In der Geschichte der Musik ist es immer wieder vorgekommen, dass Komponisten ein Werk begonnen haben, es aber nicht aus verschiedenen Gründen beenden konnten. Entweder sind Teile eines Werkes verloren gegangen oder aber der Komponist starb während seiner Arbeit. Eines der berühmtesten Beispiele ist hier Mozarts Requiem. Mozart starb vor der Vollendung des Werkes, das Requiem wurde von Süßmeier, einem Schüler von Mozart, in genialer Weise im Sinne des Komponisten fertig gestellt und kann daher heute aufgeführt werden.
Es hat in den vergangenen Jahren einige Versuche gegeben, Bachs Markus-Passion zu rekonstruieren. Alle diese Versuche hatten den Mangel, dass heutige Komponisten versuchten, ein mehr als 275 Jahre altes Stück zu ergänzen. Es fehlte jedoch immer die historische Authentizität. Die Aufführung unserer Rekonstruktion der Markus-Passion in der Herrenhäuser Kirche verwendet dagegen zeitgenössische Ergänzungen aus der Barockzeit. Die Ergänzungen stammen von Reinhard Keiser (1674-1739) und sind seiner Markus-Passion (1707) entnommen. Übrigens ist Keiser dem Herrenhäuser Publikum bereits bekannt: am 3. Advent 2009 erklang Keisers Weihnachtsoratorium in der Herrenhäuser Kirche und wurde mit viel Beifall aufgenommen.
Johann Sebastian Bach kannte Keiser gut. Er war der führende Hamburger Opernkomponist seiner Zeit, der mit mehr als 60 Opern die Hamburger Musiklandschaft prägte. Außerdem erwuchs ihm auch eine Vorreiterrolle für die damals noch junge Gattung der Passion zu. Bach besaß eine eigenhändige Abschrift von Keisers Markus-Passion. Es ist anzunehmen, das Bach Keisers Markus-Passion aufgeführt hat. Wir können außerdem nachweisen, dass sich Bach beim Komponieren von Rezitativen in seiner Matthäus-Passion an Keisers Markus-Passion orientiert hat.
Daher ist diese Rekonstruktion der Markus-Passion Bachs unter Verwendung historisch authentischen Materials äußerst gelungen. Keisers Markus-Passion war von Bach hoch geschätzt. So hat der Autor der Ergänzung durch Keiser, A. H. Gomme, dem heutigen Musikliebhaber eine einzigartige große Passionsmusik zugänglich gemacht, die neben den beiden anderen großen Passionen Bachs ihre Eigenständigkeit erweisen kann. Die großartigen Chorstücke, Choräle und Arien verschmelzen mit den knappen Rezitativen und Volkschören zu einem gültigen und sehr hörenswerten Gesamtwerk.
Johann Sebastian Bach hat jüngsten Forschungsergebnissen nach fünf Passionen geschrieben, eine Johannis-, eine Lukas-, eine Markus- und zwei Matthäus-Passionen. Die Johannis-Passion und eine Matthäus-Passion sind komplett überliefert. Die zweite Matthäus-Passion ist verschollen. Die Lukas-Passion ist nur eine handschriftliche Abschrift Bachs eines uns unbekannten Komponisten, also kein echtes Werk Bachs. Von den fünf Passionen Bachs ist die Markus-Passion nun die dritte echte Passion Bachs, die wieder zu Gehör gebracht werden kann.
Bürgerreporter:in:Petra Scholl aus Seelze | |
Webseite von Petra Scholl |
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