Diesen Film habe ich zum ersten Mal im Kino gesehen - ein Film der mich angerührt hat wie kaum ein anderer.
Es ist nicht nur die Geschichte einer Schlacht zwischen zwei Kriegsschiffen zur Zeit Naoleons; dieser Film geht sehr viel tiefer mit seinen zahlreiche Facetten.
Zur Geschichte:
Die "HMS Surprise", eine britische Fregatte unter dem Kommando des britischen Offiziers Jack Aubrey hat den Auftrag die französische "Acheron" vor der Küste Südamerikas aufzuspüren und zu bekämpfen - doch die "Acheron" überrascht das britische Schiff und fügt ihm schwere Schäden und Verluste zu.
Aubrey, eine Kämpfernatur, bei dem sich die Pflichterfüllung nun zur wütenden Besessenheit entwickelt nimmt die Verfolgung auf, ohne Rücksicht auf das Schiff und die Mannschaft. Sie können die "Acheron" durch eine List schließlich stellen, doch die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung - und läßt auf einen, scheinbar geplanten zweiten Teil hoffen.
Der Film basiert auf der 21-bändigen marinehistorischen Aubrey-Maturin-Serie von Patrick O’Brian (* 1914 - 2. Januar 2000; eigentlich Richard Patrick Russ), einem für seine marinehistorischen Romane berühmten britischer Autor.
Die Geschichten um den britischen Marineoffizier Jack Aubrey und den irisch-katalanischen Schiffsarzt Stephen Maturin sind im England bzw. auf Schiffen der Royal Navy zur Zeit der Napoleonischen Kriege angelegt.Der zentrale Punkt dieser Reihe wie auch des Films, nach dem ersten Band (im Original-Titel) benannt ist die Freundschaft zwischen diesen beiden höchst unterschiedlichen Figuren: Zum einen Aubrey, der leidenschaftliche, von Traditionen bestimmte konservative Marineoffizier, und zum anderen der introvertierte, vom Geiste der Aufklärung beeinflusste Arzt und Naturwissenschaftler Maturin.
Während Aubrey das Schiff in den Kampf führt muß Maturin versuchen mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln den Opfer dieses Kampfes zu helfen. Diese sind wie der Midshipman (Offiziersanwärter) Lord Blakeney oft noch nicht einmal 12 Jahre alt. Der Junge wird im ersten Gefecht verwundet und Maturin muß ihm einen Arm amputieren. Dennoch verliert er nicht den Lebensmut und findet eine neue Berufung indem er dem Arzt bei seinen naturwissenschaftlichen Forschungen hilft; auch dies ein weiterer Schwerpunkt des Films.
Aubrey, der pflichterfüllte Kämpfer und Maturin, der Humanist sind Freunde. Und gerade deswegen stoßen ihre Gegensätze oftmals heftig aufeinander. Die richtige Entscheidung zwischen grundverschiedenen Notwendigkeiten und Grundsätzen sind Grundpfeiler der Handlungen, sie konfrontieren uns in einer andersartigen Umgebung und Epoche mit den Gegensätzen mit denen wir seit Jeher und bis Heute zu kämpfen haben.
Die Darstellung dieser Epoche und das Leben auf einem Segelschiff werden drastisch, teilweise mit schnellen, eindrücklichen Bildern wie dem ersten Gefecht dargestellt, die Seeleute vom Matrosen bis zu den Offizieren, ihren Hoffnungen, Einstellungen, Wünschen und Scheitern, die seemännischen Traditionen und auch der Aberglaube - nach dem die "Surprise" glücklos war mußte es einen "Jonas" an Bord geben.... und gegen die See, die Natur, die Verhältnisse an Bord kämpfen die Männer bis sie ihr Ziel schließlich erreichen - nach der Umsegelung Kap Hoorns kommen sie ihrem Gegner nahe.
Doch dann wird Maturin schwer verletzt.
Wird Aubry die Verfolgung des Gegners abbrechen - oder wird das Leben seines Freundes der Pflichterfüllung geopfert?
Interessante Hintergründe:
Das Filmschiff ist die 1970 nach Originalunterlagen gebaute Nachbildung des britischen Kriegsschiffes HMS Rose aus dem 18. Jahrhundert und wurde für den Film von 20th Century Fox aufgekauft und umgebaut. Daneben wurde noch eine direkte Kopie dieses Schiffes im Maßstab 1:1 auf schwenkbaren Auslegern in einem künstlichen Becken errichtet. Zur Zeit (2007) ist es im Marinemuseum von San Diego zu besichtigen. In den 1980er Jahren war es als Segelschulschiff in Boston stationiert.
http://www.tallshiprose.org/
Die Szenen in denen Aubrey und Maturin zusammen musizieren sind filmisch wie auch als psychologischer Hintergrund absolut genial.
Ein besonderer Kunstgriff im Film ist, die Musikstücke als Szenebestandteil zu beginnen und sie in die Filmmusik gleiten zu lassen. Zu hören sind u. a. Boccherini (Nachtmusik auf den Straßen von Madrid Nr. 6), Mozart (Violinkonzert Nr. 3), Bach (Cello-Suite Nr. 1), Corelli (Adagio aus dem Weihnachtskonzert) und Vaughan-Williams (Variationen über ein Thema von Tallis).
Die Rolle des Arztes Maturin macht direkte Bezüge zu Charles Darwin, besonders deutlich in den ausführlichen Filmszenen auf den Galápagos-Inseln, die für Darwin auf seiner Reise mit der Beagle (allerdings erst ab 1831) zum bestimmenden Erlebnis auf dem Weg zu seiner Evolutionstheorie wurden.
„Aufwändig inszeniertes Seeabenteuer, dessen Detailgenauigkeit und visuelle Effekte ebenso überzeugen wie die psychologische und darstellerische Präzision. Ein fesselnder, herausragender Film seines Genres.“
– Lexikon des Internationalen Films
Bürgerreporter:in:Edgard Fuß aus Tessin |
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