Jakobsweg - vor einem Jahr: Wein oder Wasser
Mittwoch, 30.04.2008 - der siebte Tag
Estella – Los Arcos 23,2 km
Schon bald, nachdem wir Estella verlassen haben, sehen wir am Gegenhang das Kloster Irache.
Wenig später haben wir das Kloster erreicht und damit auch die unmittelbar benachbarte Weinkellerei den außergewöhnlichsten Brunnen des Camino. So trinke ich aus dem linken Zapfhahn in aller Frühe einen Schluck Rotwein. Der rechte Zapfhahn liefert Wasser für die „charakterfesten“ Pilger. Walter hält die denkwürdige Szene mit dem Foto-Apparat fest. Auf der Internetseite der Kellerei „Bodegas Irache“ kann man lesen:
Unsere Weinkellerei liegt direkt am Jakobsweg, und diese Tatsache hat Bodegas Irache dazu bewegt, einen Weinbrunnen einzurichten, an dem sich die Pilger mit einem Schluck dieses hervorragenden Weins stärken und von den Strapazen ihrer Pilgerreise erholen können. Diese Etappe auf dem Jakobsweg war bereits im 12. Jahrhundert als "Land guten Brotes und hervorragenden Weines" bekannt, wie wir im Kodex Calixtinus nachlesen können.
Der Weinbrunnen oder Brunnen von Irache wurde im Jahr 1991 aus Quadersteinen gebaut, und auf zwei Inschriften kann der Pilger Folgendes lesen:
"Wir laden Dich ein, an diesem Brunnen zu trinken, ohne zu saufen;
um den Wein mitzunehmen, musst Du ihn jedoch kaufen."
"Pilger, willst Du in Santiago voller Kraft und Lebensfreude sein,
stoß mit uns an und trink einen Schluck Wein."
Es liegt nicht am genossenen Wein, dass ich die heutige Etappe als landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich empfinde. Auch heute scheint die Sonne wohlwollend auf uns Pilger herab.
Von Azqueta geht es leicht bergauf nach Monjardín, das von einer einsamen Kirche hoch auf dem Monjardín-Gipfel überragt wird. Hinter Urbiola wird eine kleine Verpflegungspause eingelegt. Dann streben wir dem Ziel entgegen. Auf der 12 km langen Strecke von Villamayor de Monjardín nach Los Arcos gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Allerdings treffen wir etwa 4 km vor Los Arcos auf ein am Wegesrand abgestelltes Wohnmobil, dessen Besitzer Kaffee und andere Getränke gegen Spenden anbietet.
Am Ortseingang suchen wir ein Hinweisschild zur Casa Austria, aber zunächst zieht ein beachtlicher Dorfhund mein Interesse an: es ist ein großer Malamut. Dann finden wir die unter österreichischer Regie geführte Herberge in einer Seitenstraße. Im Innenhof warten schon drei Pilger auf den Einlass, der für 12.30 Uhr avisiert ist. Auf einem Tisch stehen „Bocadillos“ mit Wurst und Käse, dazu Obst und Kaffee. Preisschilder liegen daneben. So stärken wir uns, bevor wir als Pilger Nr. 4 und 5 einchecken.
Sonne und Wind verleiten heute zu einer großen Wäsche: Unterwäsche, T-Shirt, Hose und Strümpfe. Beim Rundgang durch Los Arcos treffen wir Max und Torsten. Sie sind wie immer später dran und müssen in eine andere Herberge ausweichen.