Seelze 1696 [Teil1] – Sonntagmorgen im Dorf (kleine Geschichte)

Die Schrecken des Krieges sind vorbei...
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Es ist Sonntag, Sonntag der 15.Juli 1696 in Seelze. Den 30jährigen Krieg hat das Calenberger Land hinter sich. Tilly und seine Söldner haben den Krieg damit das Schlachtfeld bei Seelze verlassen. Die wenigsten von Ihnen auf ihren eignen Beinen. Viele auf der Bahre, aber auch nicht wenigen mit dem Totenkarren. 1648 war es, als der letzte Degen geschwungen wurde und die letzte Kanonenkugel im Acker einschlug. Mehr als 20 Jahre zuvor fiel General Michael von Obentraut bei Seelze. Später wurde er in Hannover beigesetzt. Aber noch heute schwärmen die kleinen Jungmägde von Ihrem Reitergeneral.
Sonntagmorgen war es als auch zwei junge Mägde die Chaussee entlang hüpften. Es war der einzige Tag in der Woche wo sie ein paar Stunden für sich ganz persönlich hatten. Nämlich für den Gang in die Kirche.

Margreta Wedekind war Kleinmagd beim Vollmeier Cord Giesecken.
Vollmeier war ein Bauer dem sein Hof langezeit nicht selbst gehörte. Er aber hatte schon das Erbrecht an dem Hof, den er bewirtschaftete und konnte es an seine Nachkommen weitergeben. Erst im Verlauf des 16 Jahrhundert wurde aus dem zeitlich begrenzten Nutzungsrecht ein: "erbliches dingliches Recht auf Nutzung fremden Gutes mit der Verbindlichkeit, das Gut den Grundsätzen bäuerlicher Wirtschaftsführung gemäß zu bewirtschaften, bestimmte jährliche Leistungen davon zu entrichten und nach Ablauf bestimmter Perioden einen neuen Meierbrief zu lösen". Als Vollmeier hatte er 2-3 Hufen, 60-90 Morgen zu bewirtschaften. Ein Morgen wiederum war eine, mit heutigen Maßstäben recht altes Flächenmaß, das vor allem in der Landwirtschaft Gebrauch fand und noch findet. Ursprünglich war es die Fläche, die mit einem einscharigen Pferde- oder Ochsenpflug an einem kühlen Vormittag gepflügt werden konnte. Diese Größe ist von Region zu Region anders, liegt jedoch meist zwischen einem viertel und einem halben Hektar (10.000 m2). In manchen Gegenden Deutschlands (v. a. Norddeutschland) waren aber auch Morgen von rund 10.000 m² und mehr gebräuchlich.

Er, der Cord, nannte sie aber immer nur „min lütt’n dern“. Mit seinen 29 Jahren war er der jüngste Vollmeier im Dorf und hatte es nicht immer leicht sich vor den alten ‚gut zu tun‘. Er hätte leicht der Vater von Margreta sein können. War sie doch mit ihren 13 Lenzen noch ein wahres Küken. Von einem Bein auf den anderen hüpfend schwärmte die kleine: „Oh was muss das toll gewesen sein, wenn der Obentraut mit seinem frisch gebürsteten Harnische, dem Brustpanzer daher ritt.“ „Ach was…“, hörte man die feine Stimme der zweiten Magd zwitschern, „…richtig edel waren seine langen hellen, im Wind wehenden Haare, wenn sie unter seinem Helm hervor lugten. Und er mit seinem ‚braunen‘ auf dem Weg zum Krug durchs Dorf ritt. Er und die seinen hatten sich dort Quartier genommen, sagte mir Schraders Dorothea. Die weiß das genau, denn mit ihren 80 Jahren hat sie den General bestimmt noch gekannt.“ Mit ihren 10 Jahren war sie zwar noch Kindermagd musste aber unter der Woche schon kräftig mit anpacken und allerlei ungeliebt Arbeit verrichten. So auch diese Woche wieder als so manches von dem Ausgedroschen auf dem Kötner Hof zusammenkehren musst. Schlettes Hans schien es dabei überhaupt nicht zu stören ob die verdroschenen Früchte glitschig und schmierig waren. Auch dachte er sich nicht dabei wenn es stank in der Sonne der zweiten Juniwoche auf dem Großkötnerhof, den er war der Herr auf dem Hof… aber jetzt war Sonntagmorgen und der Dienst schien weit.

Plötzlich etwa nasses, mit einem gewissen Druck erwischte Magarethe im Nacken. Es war einer jener Kirschkerne, die Cord Wegner ihr in den Nacken spuckte. Der Mittelknecht auf dem Ölschlägerhof war manchmal noch ein richtiger Lausbub, obwohl man von ihm eigentlich bessres erwartete. Aber auch ihm bracht der sonnige Morgen offensichtlich den Schelm in den Nacken. Doch waren das nicht die süßen Kirschen von Heinrich Heitmüllers Hof. Oh wehe den, den der Alte man erwischte, wenn er seine Kirschen aß. Mit seinen gut 60 Jahren war er noch gut auf den Beinen und hatte so manchem Burschen die Hosen stramm gezogen.

Doch alles schelten half nichts, sie mussten sich eilen, denn der Weg zur Kirche zog sich und Pastor Altermann war nicht gewillt auch nur eine Minute mit seiner Predigt zu warten. Wurde er doch 1668 dem alten Pastor Hollenberg zur Seite gestellt. Sollte er die Gemeinde kennen lernen, oder den alten überwachen? Wer weiß das schon? Sei es wie es sei, nachdem Hollenberg 1671 verstarb, war er Pastor zu Seelze. Sein großes Ziel war es, nach dem allgemeinen Sittenverfall, nach den Jahrzehnte dauernden Kriegswirren, die Gemeinde wieder zu stabilisieren. Dieses schien ihm auch gut zu gelingen. Denn jeder im Dorf achtet ihn und grüßte freundlich wenn er seinen Weg querte. Sogar im Krug, wo er Sonntag nach der Predigt eine Becher Roten zu sich nahm wurde sogar der alte Holztisch gebürstet bevor er sich setzen durfte…

Jetzt aber als das letzte klingen der kleine Glocke, von der Kirche , verstummte, nahmen die drei die Beine in die Hand und sahen zu das sie in die Kirchenbank kamen bevor Heinrich Julius Altermann die Kirchenraum betrat. Schnell suchten sie noch die Gesangbücher gut zu verteilen, denn längt nicht jeder konnte eines sein eigen nennen. – Aber da wurde es plötzlich muksmäuschen still in der Kirche und der Pastor betrat die Kirche.

NACHTRAG:
Es wurde gefragt wie ich dazu kam, eine solche Geschichte zu schreiben. Die Erklärung bedarf ein bisschen ausholen und ausschweifen. Ich habe es zu Schulzeiten gehast Diktate zu Schreiben, so sehr gehast, dass ich vor einer solchen Arbeit regelrecht krank wurde. Einmal hatte mein Klassenlehrer unter eine Arbeit geschrieben: " - 7 - wegen der vielen Fehler willen!!"
Die Zensuren wurden erst für später besser, aber nur deshalb besser, weil die Aufsätze mit dazu kamen. Hier stellte ich es geschickt an, ich benutzte nur Worte die kannte und stellte den Satzbau so wie er mir geläufig war. So wurde es zunehmens besser und schreiben wurde zu meinem Hobby. Schreiben tu ich heute auch noch gerne, aber immer noch nicht feherfrei. So schreib ich einfach drunter: "Alle Fehler in diesem schreiben sind beabsichtigt und dienen zu belustigung des Leesers" Heute ist es ja leichter zu schreiben.... Es gibt ja die Word Rechtschreibkontrolle. *zwinkert belustigt*

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Bürgerreporter:in:

Andreas Schulze aus Seelze

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