Bei einer Komödie mit dem Titel „Wahrheit“ muss es um das Gegenteil gehen, besonders, wenn der Pariser Autor der neue mit Preisen überhäufte Shootingstar großer Bühnen weltweit ist. Florian Zeller landete mit seinen ersten 3 Dramen 3 Volltreffer, die rasch in Dutzende Sprachen übersetzt wurden. Mit dem 4. Stück, „Wahrheit“ festigte der 32-Jährige seinen Sitz im Theaterolymp. Die Uraufführung Anfang 2011 war so prominent besetzt wie die 1. Deutschlandtournee im selben Jahr.
Wenn ein TV-Star wie Helmut Zierl nach über 100 Fernsehrollen erstmals auf Tournee geht, muss das Stück exorbitant sein. Der Lügenbaron Michel ist es. Er betrügt seine Frau mit der seines besten Freundes – verführerisch Karin Boyd -, bis plötzlich das genussvoll eingerichtete Lügengebäude zusammenfällt. Was ist Wahrheit, was Lüge in den Beziehungen der beiden Paare? Die anderen Beteiligten des Doppellebens erweisen sich als ebenbürtige Meister des Bluffs. Ist Lüge das Double, das die Wahrheit in gefährlichen Situationen vertritt (Brudzinski)? Immer, wenn man glaubt, ihr auf der Spur zu sein, stellt Zeller dramaturgisch durchtrieben alles wieder auf den Kopf. So hält die Spannung bis zum Abschlusscoup. Zellers Genie erschöpft sich nicht in dramaturgischen Kniffen. Schon im Theaterdebut wurde sein Stil mit Francoise Sagan verglichen. Seine zündenden Dialoge treffen pfeilschnell und zielgenau. Er malt keine eindimensionalen Stereotypen, sondern entfaltet diffizile Charaktere auf der Bühne, Täter und Opfer in einem. Sind in Wahrheit Betrogene und Betrüger eins?
Bürgerreporter:in:Kulturbüro Neusäß aus Neusäß |
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