Narrneusia lässt die 80er aufleben
Schrill, bunt, temporeich und entzückend – die Tänzer und Tänzerinnen der Narrneusia haben ihrem Publikum beim Inthronisationsball am Samstag in der Stadthalle Neusäß eine furiose Darbietung präsentiert. “Back to the Eighties” lautet die Devise der Showtanzgruppe im Jahr 2012, “Folklorissimo” bei der Kinder- und Jugendgarde. Auch zum 50-jährigen Jubiläum der Narrneusia schwebten in den Köpfen des Präsidiums und von vielen weiteren der mehr als 100 Aktiven die üblichen Fragen: Werden die Kostüme rechtzeitig fertig? Sitzt die Choreographie?
Jugend tourt durch Europa
Vor Showbeginn legten bereits die Zuschauer zur Tanzmusik der Band “Top Five” eine flotte Sohle aufs Parkett. Dann folgte der Narrneusia-Nachwuchs, der heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert. Teen-Moderatorin Natalia Bajza betätigte sich als Reiseleiterin und schickte sich selbst und 41 andere Tänzerinnen und drei Tänzer zwischen fünf und 17 Jahren auf einen Urlaubstrip durch Europa. Von bezaubernden Jeannies, die sich zu türkisch anmutenden Klängen bewegten, bis hin zu “Tarantella mit fliegenden Röcken durch die Gassen von Napoli” tanzenden Teens reichte die Palette.
Schon knuffig, wenn Kindergartenkinder und Schulanfänger sich am Zillertaler erfreuen und Leila Ahl, gerade erst fünf Jahre geworden, auf einer gefleckten unechten Kuh den Takt vorklatscht. Während die Bambinis folklore- und kostümtechnisch Bayern abdeckten, tanzten die Senoritas der Narrneusia-Youngsters unter anderem zu “Un dos tres” von Ricky Martin. Mittendrin der neunjährige Lukas Ritscher, der seine Sache als Torero ausgezeichnet machte. Der Einmarsch des Kinderprinzenpaares Nina Bajza und Lucas Pfeifer stand unter schottischer Flagge. So zogen sie unter Dudelsackklängen und Trommelmusik, begleitet von Kids im Kilt mit Schottenmütze und militärischem Gleichschritt, in die Stadthalle ein. Nachdem Lucas dem 2. Bürgermeister Richard Greiner zeigte, wie man um die Hand einer Prinzessin anhält, präsentierten der Zehnjährige und seine neun Jahre junge Nina den Hochzeitswalzer zu Loonas “Hijo de la Luna”.
“Ihr habt uns das Europa der Kulturen und der Vielfalt gezeigt”, leitete Greiner die symbolische Übergabe des Rathausschlüssels an das Prinzenpaar ein und fand für die beiden Nachwuchstänzer jeweils die passenden Worte. Mit “Ein bisschen Spaß muss sein” von Roberto Blanco, geschlagenen Rädern bei der Zugabe und der Verabschiedung in den jeweils zu Tanz und Kostüm passenden Sprachen bayerisch, englisch, türkisch, italienisch und spanisch verließ der Nachwuchs unter großem Applaus den Saal. Nach einer Showpause gehörte die Bühne den zwei professionellen Rock'n Roll-Turniertanzpaaren Nina Sailer / Tobias Planer und Anja Westermayer / Lorenz Rädler vom RRC Landsberg, die das Publikum mit spektakulären Figuren beeindruckten. Gegen 22:45 Uhr folgte die Narrneusia-Showtanzgruppe der Erwachsenen.
Schrille Kostüme und Tänze ohne Tempolimit
Mit Funkenregen zu “I need a hero” startete die von Luigi Guttoriello und Viktoria Krause rasant choreographierte Show, bei der sich der Neusässer Rathauschef Hansjörg Durz “traumhaft in die 80er-Jahre zurückversetzt” fühlte. “Die Narrneusia ist eines der Aushängeschilder der Stadt Neusäß”, sagte Durz und attestierte der Show ein “irres Tempo”. Zudem hielt er eine gute Nachricht für die Truppe bereit: Derzeit trainiert die Narrneusia in fünf unterschiedlichen Räumlichkeiten; sobald das “Haus der Musik” steht, bekommt sie dort Räume zugewiesen. Voraussichtlicher Baubeginn ist in einem Jahr, verkündete Durz, nachdem er dem Prinzenpaar Eugenie Schütz und Johannes Modrei den goldenen Rathausschlüssel überreicht hatte.
Die Augen der Menge ruhten bei fünf Paartänzen von Salsa bis Boogie und “Conga” in vier verschiedenen Kostümen auf Ex-Cheerleaderin Eugenie, 25, und dem 28-jährige Berufssoldaten Johannes. Die Dirty Dancing Titelmelodie “Time of my life” mit echtem Kuss spiegelte dabei den Charakter der Show wider. Denn wer in das Gesicht von Johannes blickte, erkannte, was für alle Tänzer und Tänzerinnen galt: hochkonzentriert, aber mit Spaß bei der Sache. “Die beiden verbindet the “Power of Love””, fand Moderator Marc Hofmann ein passendes Musikzitat aus den 80ern, mit dem er erklärte, dass das Prinzenpaar auch privat liiert ist. In weißer Hose, weißem Jackett und schwarzem Hemd führte er erneut hochgradig charmant, sicher und professionell durchs Programm und verband die einzelnen Tanzepisoden und Musiktitel informativ und kurzweilig.
“Trotz Schillerfarben immer noch sexy”, befand Hofmann nach der chartaktuellen Version des Party Rock Anthems. Die Vielfalt der von Jutta Schönberger und ihren Helferinnen entworfenen und selbst genähten, raffiniert geschnittenen Kostüme von orange-schwarzem Dress bis hin zu neongelben Oberteilen mit einer extravaganten Hand darauf war ebenso bemerkenswert wie die von Angeline Hofmann produzierten Outfits des Prinzenpaares. Die Männer gaben vor allem bei MC Hammer richtig Gas, während es Tänzerinnen wie Anna Schütz, Eugenie oder Viktoria schafften, bei immens schnellen Rhythmen ununterbrochen zu strahlen. Auf Tanznummern mit rosa Regenschirmen oder einem Guttoriello, der in roter Hose in Popstar-Manier die Bühne stürmte, folgten Krimizeit mit “Ma Baker”, Ghostbusters oder “Girls just wanna have fun” mit einer ausdrucksstarken Sabrina Nauruschkat als Cyndi Lauper. Allerdings mogelte sich mit der „Lambada“-Neuauflage „On the Floor“ von Jennifer Lopez auch ein Hit von heute ins Finale der 80er-Welle.
Nostalgie-Show mit Männerballett weiterer Höhepunkt
Mit “Back to the Eighties” und “Folklorissimo” war der Inthronisationsball noch längst nicht beendet. Nach Mitternacht folgten zunächst die bei Faschingsgesellschaften üblichen Ehrungen, ehe Elmar Krenz eine “Retrospektive aus Highlights der letzten zwei Jahrzehnte” ankündigte und dabei demonstrierte, wer Hofmann das Moderieren beigebracht hat. Bei dieser Nostalgie-Show mit Gardetänzern und Tänzerinnen aus den 80ern und 90ern, die ihre alten Erfolgshits vorführten, zeigte sich, dass die von Alexandra Ritscher zusammengetrommelte Truppe nichts verlernt hat. Von der 1997er-Choreographie zu John Miles' “Music”, damals und heute einstudiert von Angelika Cordes, über die Blues Brothers (“Everybody needs somebody”) bis zum „Jailhouse Rock“ brachte die Narrneusia-Besetzung von einst tolle Tanznummern aufs Parkett. Großen Anklang fand dabei das vierköpfige und laut Krenz zusammen 180 Jahre alte Männerballett mit “Tico Tico”.
Die Choreographien wurden einmal mehr gelungen umgesetzt, die Kostüme rechtzeitig fertig und die Nostalgie-Nummern waren das Sahnehäubchen des Inthronisationsballs der Narrneusia. Ein gelungener Abschluss für eine Showtanz-Gala, bei der Klein, Groß und Ü30 begeisterten.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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