Weil nicht Alles rechtens ist, was Recht ist!
Wider das Vergessen geht Leo Hiemer, der begnadete Allgäuer Kult-Regisseur und rührige Historiker auf den realen Spuren seines in Sta. Barbara, Fort Lauderdale, Laon, Bellinzona, Bludenz und Schwerin preisgekrönten Filmes “Leni … muß fort“ (Prädikat: Besonders wertvoll) aus dem Jahre 1994 auf Vortragstour und startete damit am 21. März 2012 bei der VHS Kaufbeuren.
Der Film selbst wird am 16. Januar 2013, 19.30 im Haus Hochland Prälat-Götz-Straße 2, 87439 Kempten gezeigt.
Es sind nicht die vielfach gewohnten und oft allzu oft als überdrüssig empfundenen Bilder des Holocaustschreckens, sondern das sensible stille Nachspüren eines bewegenden Einzelschicksales, was diesen Streifen ausmacht.
Der Tod und die Qualen von Millionen Menschen fußt auf eine Handvoll Seiten Papier den "Nürnberger Gesetzen", erlassen beim Nürnberger Parteitag der NSDAP im Jahre 1935.
Doch dass das Unheil von Leni nicht mehr aufzuhalten ist, fußt auf der Tatsache, dass die Nazimaschinerie auch im letzten Winkel Deutschlands wie geschmiert läuft.
Denunzianten, Mitläufer, Bürokraten, Obrigkeitshörige gibt es überall. Und Priester und Nonnen sind nicht tapferer als andere – ausgerechnet am Heiligabend übermittelt der der Bürgermeisters die Nachricht, welche mit dem Tod in Auschwitz das Leben eines nur 5 jährigen Mädchen beendet.
Leo Hiemer hat aufwendig recherchiert und in mühevoller Kleinarbeit zahllose Daten und Fakten zum Leben von Gabriele Schwarz (* 1937 Marktoberdorf + 1943 Auschwitz) unter dem Titel “Aus dem Paradies in die Hölle“ zusammengetragen.
Ja: ein Allgäuer Paradies war es wohl, wo Gabriele Schwarz bei ihren Pflegeeltern in Stiefenhofen aufwuchs und ihre Mutter Lotte hatte nach einigen beruflichen, wie privaten Lebensbrüchen - von der heirat eines katholischen Offiziers bis zur geplanten Auswanderung nach Amerika – Viel unternommen um für sich und ihre Tochter ein Entgehen aus dem jüdischen Schicksal zu ermöglichen.
Selbst Michael Kardinal Faulhaber setzte sich über eine Reihe von Kriterien hinweg und half pragmatisch.
Doch Alles war zu wenig gegen den vorauseilenden Obrigkeitsgehorsam Vieler und so beklemmt es sehr in Zeiten der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise erleben zu müssen, dass die Bayerische Hypobank sich eigeninitiativ bemüßigt sah, sofort nach der Todesnachricht von Lotte eine Behördenanfrage nach dem Fortgang der Unterhaltszahlungen von Gabi zu stellen und so deren Aufenthaltsort preis zu geben.
Fragezeichen kommen den betroffenen Zuhörerinnen, welche überwiegend fortgeschrittenen Alters sind, auch in Bezug auf die eben erfolgte Bundestagswahl und dem damit verbundenen Abqualifizieren einer Kandidatin als Nazijägerin, obwohl der auf breiter Linie versagende Verfassungsschutz und zahllose andere in unserem Lande zu erlebende Negativaspekte Nazijäger wohl erneut nötiger machen, denn je.
Eine Aktivistin des Kaufbeurer Asylkreises – wie der Zufall es will: am gleichen Tag wie Gabi Schwarz geboren – brachte es beim Start dedr Vortragsreihe auf den Punkt, indem Sie kaum einen Unterschied zwischen den damaligen Verbringungen nach Auschwitz und vielen der heutigen Abschiebungen sieht, obwohl nach Recht und Gesetz laufen diese auch!
Es darf keine Schule, Pfarrgemeinde oder wie auch immer aufgeschlossene Gruppierung geben, welche sich diesen Sachverhalt nicht vergegenwärtigt hat – der Einladungen an Leo Hiemer kann es nicht genug geben, sein Verdienst um Aufarbeitung dieser dunklen Phase deutscher Geschichte als Bollwerk gegen Wiederholungen jedwelcher Coleur kann nicht hoch genug eingestuft und gewürdigt werden!
So bleibt zu wünschen, dass diese Filmaufführung zahlreiche Motivationen dazu auslöst.
Bildmaterial:
© Bild: http://www.hiemer-film.de – Leo Hiemer
Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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